Annette Hellmich studierte bis 1972 Medizin und absolvierte
nach dem Staatsexamen eine fachchirurgische Ausbildung bis
1984. Parallel zu Studium und Beruf nahm sie - die schon früh
ihre künstlerische Ader entdeckt hatte - Unterricht im
figürlichen Zeichnen, Porträtieren, in der plastischen
Gestaltung und in der Radierung. Ihre Vorliebe galt Märchen,
Mythen und Sagen aus aller Welt, die sie erst in Bildern
darstellte und später dann dreidimensional gestaltete - so
entstand 1984 ihre erste Märchenfigur aus Modelliermasse.
Märchenfiguren und Gestalten, die in ihrer Phantasie leben, in
die Realität zu holen und als dreidimensionale Geschöpfe
entstehen zu lassen, darin sieht Annette Hellmich ihre
künstlerische Herausforderung. Sie sollen keine lebensechten
Nachbildungen von Menschen sein, vielmehr verkörpern sie Wesen
aus dem Bereich zwischen Fantasie, Traum und Wirklichkeit.
Deshalb gleichen manchmal nur Kopf, Hände und Füße menschlichen
Körperformen. Die stilisierten Gesichter, die durch ihre
verträumte Bemalung fremd wirken, strahlen eine fast mystische
Unnahbarkeit, Transparenz und Ferne aus.
Ihre Porzellanpuppen sind zwischen 20 und 100 cm groß und
entstehen als Variokleinserien mit einer Auflage von max. 20
Exemplaren.
Da Annette Hellmich jedoch jede einzeln nachmodelliert und ganz
unterschiedlich in Bemalung und Kleidung ausstattet, ist jedes
Puppengeschöpf einmalig. Die Augen malt sie mit glänzenden
Porzellanfarben, die sie in mehreren Schichten aufträgt und
einbrennt.
Aus Keramiplas, einer lufthärtenden Modelliermasse, gestaltet
Annette Hellmich ihre Unikate, denen sie durch anschließendes
Schleifen und Polieren einen porzellanähnlichen Ausdruck
verleiht. Bemalt werden sie mit Temperafarben und danach mit
Mattlack fixiert.
Unseres Wissens einmalig ist ihre Idee, Puppenköpfe, -arme und
-beine mit plastischen verarbeiteten Textilien zu reliefartigen
Wandbildern zu arrangieren - im Sinne einer Assemblage. Diese
Wandbehänge sind aufwendig in der Technik, die Annette Hellmich
eigens dafür entwickeln mußte, und im Materialverbrauch. 1994
arbeitete sie im Auftrag der Stadt Neustadt/Coburg ein 250 x
120 cm großes Wandbild für das Trauzimmer des
Standesamtes.
Ihre Märchenfiguren kleidet sie in fantasievollen Gewändern,
für die sie eigens ausgefallene Schnitte entwirft, oder aber
die Draperien direkt am Puppenkörper annäht. Am liebsten
verwendet sie dazu kostbare alte Stoffe in warmen, harmonischen
Farben. Diese Stoffe schmückt und verziert sie mit Federn,
Perlen, Strass, Spitzen und Bändern aus Brokat, und anderen
edlen Materialien. Im Vergleich zur kostbaren Ausstattung
treten die Körper der Puppen in den Hintergrund, bei den
Wandbehängen lösen sie sich in dekorative, textile
Stofflichkeit auf, plastische Formen verlaufen sich zu
flächigen Strukturen. Doch gerade das Spannungsverhältnis
zwischen diesen und den noch realistisch modellierten
Körperteilen macht den spezifischen Reiz ihrer Puppen aus. Auch
verwendet Annette Hellmich ganz bewußt keine vorgefertigten
Puppenteile wie Perücken oder Schuhe, sondern entwirft und
fertigt diese fantasievoll selbst, damit die Harmonie zwischen
Puppencharakter, Farbe und Material vollkommen ist. Für
Perücken und Frisuren verarbeitet sie hauptsächlich Fell, Hanf,
Seide, Wolle oder Garne, die sie verflechtet und mit Perlen
bestickt.
Ihre wichtigsten Auszeichnungen